Die aktuellen Geschehnisse in Großbritannien sind das Ergebnis skrupelloser Manipulation vor, während und nach dem Brexit-Referendum.
Nigel Farage und Boris Johnson führten Groß-Britannien aus tiefst unseriösen Eitelkeiten mitten im wirtschaftlichen Aufschwung in ein Desaster.

Die Briten hatten zwar von Anfang an Schwierigkeiten als ehemaliges Empire nur ein Teil in der EU-Gemeinschaft zu sein, aber Sie waren ein wichtiger Partner und haben sich letztendlich konstruktiv integriert.

Die Protagonisten des Brexits nutzten u.a. die unterbewusste Identitätsverunsicherung der Bevölkerung über den Verlust des britischen Kolonialreich schamlos aus. Vorgeschoben wurde das Thema Migration. Dies ist insofern grotesk, da die meisten Migranten aus den ehemaligen britischen Kolonien eingewandert sind.

Viele Briten wurden mit relativ leicht zu widerlegenden Unwahrheiten in eine Richtung gelenkt, deren Auswirkungen den meisten jetzt erst bewusst wird.

Das britische Empire war für viele Katastrophen von kolonialer Ausbeutung bis hin zu Sklavenhandel und Zerstörung von Kulturen verantwortlich und ist damit wahrlich kein Verlust für die Weltgeschichte. Mit den Nachwirkungen müssen wir heute noch u.a. im nahen und mittleren Osten fertig werden. Von einer historischen Aufarbeitung zu diesem Thema ist in Groß-Britannien wenig zu erkennen.

Parallelen zu den USA sind unverkennbar. Beiden angelsächsischen Demokratien zeigen ähnliche Symptome beim Umgang mit Fakten und der Wahrheit. Polarisierung und Spaltung der Gesellschaften sind dabei die Folge.
Die schweigende Mehrheit in Groß-Britannien, meist junge Menschen und gleichermaßen die meisten Europäer konnten sich nicht vorstellen, dass die unausgegorenen Vorstellungen und Unwahrheiten der Brexit-Befürworter jemals zu einem positiven Ergebnis des Referendums führen könnten.

Ein neues Referendum wäre interessant. Es würde ggf. die Sachlage ändern. Die Wunden in der Gesellschaft bräuchten aber viel Zeit um zu heilen.

Wie also zukünftig ganz allgemein umgehen mit den Kräften, die die Geister der Vergangenheit wieder heraufbeschwören wollen. Auf jeden Fall sind sachliche Argumente auf dem Boden der Tatsachen ein richtiges Instrument diesen demagogischen Bewegungen zu begegnen. Auch unsere Medien sind gefordert hier ebenfalls Mass und Sachlichkeit in den Vordergrund zu stellen.

Es bleibt die fundamentale Erkenntnis, wie wichtig es ist, dass jeder einzelne Bürger seine persönliche Verantwortung für die Demokratie in seinem Land aktiv mitträgt. Passivität bedeutet den reaktionären und radikalen Kräften gefährlichen Freiraum zu überlassen. Das sollten besonders die Deutschen aus Ihrer Vergangenheit gelernt haben und sich immer wieder gegenseitig anspornen sich für die demokratischen Überzeugungen einzusetzen.

Demokratie zum Nulltarif gibt es nicht.

Es freut mich, wenn junge Briten sagen: „D‘ont worry, we will be back“